Jeder, der in den 80er und 90er Jahren mit Magie in Berührung kam, kennt David Copperfield. Der Mann, der die Freiheitsstatue verschwinden ließ, durch die Chinesische Mauer „lief“ und immer neue Maßstäbe in der Magie setzte, war für mich persönlich mehr als nur ein berühmter Magier – er war der Grund, warum ich selbst zur Zauberkunst fand. Seine spektakulären Shows haben mich als Kind komplett in den Bann gezogen und den Grundstein für meine Leidenschaft gelegt. Nun, einige Jahrzehnte später, saß ich in der ersten Reihe im MGM Grand, bereit, einen meiner größten Magier-Helden live zu erleben.
Ein Kindheitstraum in Las Vegas
Die Tickets für die erste Reihe zu ergattern, war mir besonders wichtig. Wenn schon, dann wollte ich so nah wie möglich dran sein, um jeden Trick und jede Bewegung aus nächster Nähe mitzuerleben. Es war ein echter Lebenstraum, einmal hautnah dabei zu sein und die Faszination von David Copperfields Magie zu spüren. Doch was mich an diesem Abend erwartete, war leider nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte.
Bereits bei den ersten Nummern fiel auf, dass die Show einen recht durchgetakteten, fast gehetzten Rhythmus hatte. Die Präsentation wirkte routiniert, fast wie auf Autopilot. Copperfield, der mir als Kind so unendlich leidenschaftlich erschien, wirkte nun müde und abgearbeitet. Ich fragte mich, ob das an den rund 700 Shows pro Jahr liegt, die er hier in Las Vegas absolviert. Bei einem derart massiven Pensum bleibt kaum noch Raum für kreative Entfaltung oder Spontaneität – ein hartes, fast unmenschliches Showprogramm, das fast zwei Jahrzehnten sicherlich seine Spuren hinterlässt.
Die Schattenseite von Las Vegas: Wenn Magie zur Routine wird
Las Vegas ist die Stadt der Magie und des Entertainments, aber es ist auch ein Ort, der enorme Erwartungen und Verpflichtungen mit sich bringt. Ein Vertrag, der David Copperfield seit ca. 2003 über Jahre an das MGM Grand bindet, bedeutet für ihn endlose Shows, kaum Pausen und wenig Freiraum, um neue Ideen zu entwickeln oder sich als Künstler weiterzuentwickeln. Die Show wirkte nicht nur auf mich gehetzt und monoton, sondern schien auch ihrem Meister, der einst vor Kreativität sprühte, kaum noch Freude zu bereiten. Die Magie und Spannung, die einst sein Markenzeichen war, schien ein wenig verblasst. Jede Woche des Jahres 15 Shows mit 20 Minuten Pause dazwischen – kann das gut gehen? Mit zunehmendem Alter? Einerseits will jeder Artist und Künstler einmal nach Las Vegas kommen; das ist ja wie ein Ritterschlag im Entertainment. Doch mich beschlich das Gefühl, dass es gefährlich ist, wenn man dort zu lange verweilt. Dann kann es schließlich nicht mehr um das Geld gehen. David ist auch schon seit über 20 Jahren der finanziell erfolgreichste Magier aller Zeiten.
Es ist keine Schadenfreude, sondern eher Wehmut, die ich empfand – ein Gefühl, dass ich den Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens verpasst habe. Copperfield hat der Zauberkunst so vieles gegeben und Maßstäbe gesetzt, die bis heute unerreicht sind. Er hat ein unglaubliches Vermächtnis geschaffen, nicht zuletzt durch sein berühmtes „Warehouse“, das gigantische Archiv seiner Requisiten und seiner magischen Geschichte. In meinem Inneren spürte ich den Wunsch, dass er vielleicht bald in den wohlverdienten Ruhestand geht, um seine Energie auf andere Weise in die Magie einzubringen – abseits der Bühne, wo er der Zauberkunst weiterhin dienen könnte.
Ein Highlight: Magie direkt vor meinen Augen
Trotz allem hatte die Show natürlich auch ihre magischen Momente. Der Höhepunkt für mich war eine Illusion, bei der ein Oldtimer buchstäblich mitten auf der Bühne erschien – und das direkt vor meinen Augen! Der Wagen schien aus dem Nichts zu kommen, was mir einmal mehr Copperfields beeindruckende Fähigkeiten in Sachen Illusion vor Augen führte. In diesem Moment war ein Hauch der alten Magie spürbar, und für kurze Zeit fühlte ich mich wie das Kind, das die Show von damals auf dem Bildschirm verfolgte.
Eine Mischung aus Nostalgie und Wehmut
Der Abend mit David Copperfield war für mich ein bittersüßes Erlebnis. Ich hatte gehofft, ein Stück der Faszination meiner Kindheit noch einmal live erleben zu dürfen, doch die Realität war eine andere. Copperfield hat enormes für die Zauberkunst geleistet und wird zweifellos als einer der größten Magier aller Zeiten in Erinnerung bleiben. Doch dieser Abend hat mir auch gezeigt, wie hart die Showwelt sein kann – wie ein kreativer Geist unter der Last endloser Performance verblassen kann.
So verlasse ich die Show mit gemischten Gefühlen. Ich bin dankbar, Copperfield einmal live erlebt zu haben, und werde die Erinnerung an diesen Abend dennoch bewahren. Gleichzeitig hoffe ich, dass er eines Tages die Bühne fit genug verlässt, um der Magie auf anderen Wegen treu zu bleiben – vielleicht als Forscher, der die Geschichte und Kunst des Zauberns weiterträgt.
Im nächsten Teil meiner Reise führt mich mein Weg zu Mac King, einem weiteren großartigen Magier, mit dem mich eine ganz besondere Geschichte verbindet. Bleibt dran!